Publikationen - Leseprobe  
     
 
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Reisegeschichten
 

Manfred Chobot:

     
   

Ausgewählte Gedichte.

     
    Podium Porträt Nr. 29      
    2007: Wien, Podium      
    64 Seiten.      
    € 6,-      
           
               
 
     
 
 
   
 

vorarlberger imperative inklusive einer frage

pians ampass !

bings danöfen !

grins satteins !

mötz tobadull !

bürs oberperfuss !

delags karrösten !

nüziders gisingen !

karres paznaun !

dalaas strengen !!

terfens gallzein ?

braz haiming !

volders ausserbraz !

nofels innerbraz !

tosters gnaden wald !

mölz ederbauer !

flirsch franzens !

mösern fritzens rum :

leidern redl-zipf –

 

urknall vorwärts und zurück

leeerStephen Hawking in Bewunderung

unentwegt dehnt sich

leeerdas weltall aus

im bauch der embryo

mit lichtgeschwindigkeit

leeerimmer weiter

verschwimmt in seinem versteck

nirgendwo grenzen gelegen

leeerim unendlichen

heißt marlies viktoria oder veronika

stößt sich die vorstellung

leeeran einem imaginären ende

vergiftet vom eigenen fruchtwasser

sind zeit und raum nicht nachvollziehbar

leeerbis der urknall irgendwann

raus mag und will in die winzige welt

und das weltall neuerlich die richtung

leeerumkehrt und wieder

sind geboren bereits zwei schwestern

lichtgeschwindig zusammenschrumpft

leeergönnt es der schöpfung keine sekunde

die jüngste aller im augenblick

steht fest als einzige ewigkeit

leeerausdehnen und schrumpfen

wiederum hat gott sich erübrigt

 

 
     
 

vexier-landschaft

für Helga Cmelka

ein schmetterling

leervom linken bildrand

sprengt die leinwand

leerrechts oben weil das

format keine grenzen

leerkennt zieht die schrift

eine spur mit sich

leermacht sich ganz schwunghaft

und leserlich die schichten

leerder farben oszillieren

zwischen gelb und rot scheint

leerdie sonne an den rand

des quadrats geflattert

leermit textilen fasern festgenäht

strahlen die wörter von allen

leerrichtungen ganz genau

und sagenhaft eingerichtet

leerziehen und zerren strukturen

aufgespürt und aufgewühlt

leeran sich

 
 

 

die nacht nach allerseelen 2005

in memoriam Gerhard Kofler (1949–2005)

 

als ich von deinem tod hörte

habe ich mich in den morgen gesoffen

wollte die wahrheit nicht wahrhaben

dass ich mit dir niemals mehr

werde einen heben können

keinen italienischen roten kein guinness

weder in bratislava noch in dublin

nicht in bruneck oder budmerice

dich auch nicht mehr fragen

um schweinische italienische vokabeln

die man allemal kennen sollte

dabei hast du dieses schelmische lächeln

gekichert und mit den armen gestikuliert

wie es italiener gerne machen

um ihrem ausdruck gewicht zu verleihen

haben wir unsere verschwörung manifestiert

some dirty words che abbiamo parlato

con molto gusto e divertimento

und ein glas darauf wie ich mir von dir

die brille ausgeliehen im writer’s museum

wo wir ganz irisch nobel herumstanden

weil meine in einem sakko verblieben war

hast du nach mir gelesen und sie dort

am lesepult vergessen lag sie eine nacht

und darüber ein gedicht geschrieben

und zum radiointerview im heißesten

sommer des jahrhunderts dein sakko

angezogen damit anstand und würde

gewahrt blieben selbst wenn dies der

hörer im radio nicht sehen konnte wie den

zlatý bažant den goldenen fasan

den wir zusammen getrunken haben

muß ich jetzt alleine trinken und selbst-

gespräche führen über poesie ohne dich

das unermeßliche (ich vermißte es)

hast du geschrieben im gedicht „neuer morgen“
 
     
     
 

 

 
     
 

 

 
     
 

 

 
 

 

 
 

 

 
 

 

 
 

 

 
 

 

 
     
 
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