die nacht nach allerseelen 2005
in memoriam Gerhard Kofler (1949–2005)
als ich von deinem tod hörte
habe ich mich in den morgen gesoffen
wollte die wahrheit nicht wahrhaben
dass ich mit dir niemals mehr
werde einen heben können
keinen italienischen roten kein guinness
weder in bratislava noch in dublin
nicht in bruneck oder budmerice
dich auch nicht mehr fragen
um schweinische italienische vokabeln
die man allemal kennen sollte
dabei hast du dieses schelmische lächeln
gekichert und mit den armen gestikuliert
wie es italiener gerne machen
um ihrem ausdruck gewicht zu verleihen
haben wir unsere verschwörung manifestiert
some dirty words che abbiamo parlato
con molto gusto e divertimento
und ein glas darauf wie ich mir von dir
die brille ausgeliehen im writer’s museum
wo wir ganz irisch nobel herumstanden
weil meine in einem sakko verblieben war
hast du nach mir gelesen und sie dort
am lesepult vergessen lag sie eine nacht
und darüber ein gedicht geschrieben
und zum radiointerview im heißesten
sommer des jahrhunderts dein sakko
angezogen damit anstand und würde
gewahrt blieben selbst wenn dies der
hörer im radio nicht sehen konnte wie den
zlatý bažant den goldenen fasan
den wir zusammen getrunken haben
muß ich jetzt alleine trinken und selbst-
gespräche führen über poesie ohne dich
das unermeßliche (ich vermißte es)
hast du geschrieben im gedicht „neuer morgen“ |