Publikationen - Leseprobe  
     
 
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Maui fängt die Sonne
  „Maui fängt die Sonne –
     
    Mythen aus Hawaii“      
    2001: Wien, Verlag Deuticke      
    € 15,90      
           
           
           
               
 
     
 
Maui fängt die Sonne
 
   
 

(...)


Der Mond, fahl und tot, bewegte sich langsam; während die Sonne, voller Leben und Kraft, rasch dahinzog. So waren die Tage sehr kurz und die Nächte sehr lang. Die Menschen litten unter der heftigen Hitze der Sonne, aber ebenso unter ihrer langen Abwesenheit. Tag und Nacht waren gleichermaßen eine Last. Die Dunkelheit war intensiv und dauerte so lange, dass die Früchte nicht reiften.
Maui überlegte, die Sonne zu fangen und sie zu bestrafen, weil sie so wenig auf das Wohl der Menschen Rücksicht nahm.


(...)


Daher beschloss er, die Sonne zu zwingen, langsamer über den Himmel zu gehen, sodass die Tage lange genug sein würden, um die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen.


(...)


Maui grub ein Loch unter den Wurzeln des Baumes und verbarg sich. Bald kam der erste Strahl der Sonne - ihr erstes Bein - über dem Berg zum Vorschein. Maui warf sein Seil und fing es ein. Ein Bein nach dem anderen erschien hinter der Kante des Kraters und wurde von Maui gefesselt. Bloß eines hing noch an der Bergkuppe herab. Die Sonne schüttelte sich und zitterte, sie wand sich heftig bei ihrem Versuch aufzugehen. Schließlich kroch sie über die Kante und wurde von Maui mit jenem Seil gefangen, das er von der Großmutter erhalten hatte.


(...)

 
     
     
 
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