"Atlantianer",
sagte Edo eines Tages, "so kann es nicht weitergehen, es muss etwas
geschehen."
"Was
kann so nicht weitergehen?" fragten Zeram, Adolar und Fortras durcheinander.
"Was
soll geschehen, Edo, was meinst du?" mischte sich Ricco ein.
"Meine
Mutter verachtet Ketchup und Pommes frites", erklärte Edo und
irgendwie wirkte er angefressen, ohne einen Bissen gekaut zu haben. "Auch
mein Vater hat nichts übrig für derartige Leckereien. Fische
und Pilze sind ihm lieber."
"Wie
entsetzlich, Pilze und Fische", rief Rufus, der beides nicht mochte,
und er verzog das Gesicht als hätte er in eine Gummisohle gebissen.
"Na
wenn schon", sagte Algam, "das kann uns doch gleichgültig
sein, sollen die Terrestrischen essen, was sie möchten, was kümmert
es unsereins. Meinethalben sollen sie sich gebackene Holzwürmer reinwürgen."
(...)
Und
Edo sagte: "Unlängst erklärte meine Mutter, sie hasse Ketchup.
Stellt euch vor, mitten im Supermarkt verkündete sie, dass es alle
hören konnten: Ich hasse Ketchup, dieses rote Tomatenzeug, und du
schmierst alles voll damit, überall Ketchup-Flecken dazu der ranzige
Fettgeruch dieser Pommes."
"Als
ob Pommes ranzig riechen", empörte sich Ricco. "Essen nie
welche, diese Terrestrischen, aber reden, als täten sie was davon
verstehen."
(...)
"Eine
anständige Portion Pommes frites mit Ketchup tausche ich sogar gegen
drei oder gar fünf Lutscher", offerierte Edo großzügig
ein Geschäft, das aber niemand annahm.
"Kaufst
du dir eben von deinem Taschengeld selbst eine Flasche Ketchup",
warf Gador ein, "deswegen den Großen Rat einzuberufen ist blöd."
(...)
"Stimmen
wir eben ab", sagte Rufus.
"Einspruch",
zischte Zeram, "sollen wir vielleicht auch abstimmen, ob Edo sich
ein Eis kauft oder eine Tafel Schokolade. Das ist ja lächerlich."
Und sie kicherte lautstark.
(...)
"Drücken
wir doch einfach den Terrestrischen überall Ketchup rein, dort, wo
sie es am allerwenigsten erwarten, zum Beispiel auf Türklinken oder
in Briefkästen", sagte Adolar, der Sinn für Unsinn hatte.
"Das
ist albern und kindisch und idiotisch", erregte sich Fortras.
"-
aber total lustig", beharrte Adolar trotzig.
"Wir
greifen schließlich auch auf Türklinken und bekommen Post,
die wir keinesfalls mit Ketchup verzieren möchten. Ich hasse Ketchup
auf Ansichtskarten." Fortras sah keinen Sinn in Unsinn dieser Art.
"Bist
du etwa gar eine Terrestrische, eine Ketchup-Verächterin?" Rufus
war ziemlich aufgebracht.
"Idiot."
Mehr erwiderte Fortras nicht. Und sie wandte Rufus den Rücken zu.
Der sich darüber sehr ärgerte.
Ich versuchte Frieden zu stiften zwischen Fortras und Rufus. (Die Schimpfworte,
die sie einander an den Kopf warfen, will ich lieber für mich behalten.)
(...)
"So
ein Blödsinn", rief Fortras, "niemand darf einen Atlantianer
zwingen, dass er Ketchup mag. Es verlangt auch keiner, dass alle Atlantianer
tauchen können."
"Oder
Skateboard fahren."
Edo
war kein großer Könner auf dem Skateboard, während Zürül
es darin zu einer wahren Meisterschaft gebracht hatte.
"Und
was soll nun geschehen, Landsleute?" Gador war mehr für praktische
Dinge. Von Herumgerede hielt er nichts.
"Ich
bin dafür, Pommes mit Ketchup zum Grundnahrungsmittel von Atlantis
zu erklären. Was den Chinesen der Reis, den Italienern die Spaghetti,
den Wienern das Schnitzel, den Holländern der Käse, das sind
für uns Pommes frites und Ketchup."
"Keine
schlechte Idee", meinte Zeram. "Wahrscheinlich gibt es auch
Italiener, die lieber Reis mögen, oder Wiener, die Leberkäse
einem Schnitzel vorziehen."
(...)
"Atlantianer
und Landsleute", verkündete Edo feierlich, "ich schlage
vor, Ketchup mit Pommes zum Staatsessen von Atlantis zu wählen."
(...)
"Mitglieder
des Großen Rates", sagte Edo, und er sprang von seinem Sitz,
fuchtelte mit den Armen wie ein verrückt gewordener Propeller, "ich
beantrage, dass Ketchup mit Pommes zum offiziellen Gericht von Atlantis
wird. Wer dafür ist, der hebe seine Hand."
(...)
"Bin
ich dann verpflichtet, Ketchup zu essen?" Zürül schaute
ziemlich unglücklich drein.
(...)
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