Ausgewählte Kritiken - Rezensionen  
 
back
 
 
Rezension "Krokodile haben keine Tränen"-Traute Foresti
ORF – „ex libris“, 1. Dezember 1985
   
   
 
     
 
 
     
  Manfred Chobot  
   
 
Krokodile haben keine Tränen
  Krokodile haben keine Tränen
     
    Gedichte      
    1985: Baden bei Wien, Verlag Grasl      
    € 8,00      
           
           
           
               
 
   
     
 

Manfred Chobot brachte im Grasl Verlag den Lyrikband „Krokodile haben keine Tränen“ heraus. Als Prosaschreiber, Satiriker, Dialektdichter, Verfasser von Hör¬spielen und Herausgeber hat dieser junge Autor sich bereits einen festen Platz in der österreichischen Literaturszene geschaffen.
„der Name oder ich – einer muß sich anpassen, ich bleibe der Chobot“ endet das erste Gedicht des Buches. Der Name ein Markenzeichen. Für: sich treu bleiben, für sich bekennen. Ob in seiner Prosa oder den Liedern, jetzt auch in diesen Texte: er versteckt sich nicht hinter Metaphern, nicht hinter Wortspielen oder abstraktem Klingeling, er packt zu, er rechnet auch ab. Ein Zitat: „dann ist er abgesprungen und ich war mit meiner Liebe und der Mutter allein“ oder „ich lasse mich nicht auslöschen wie eine Kerze“.
Ein Dichter, der kritisch hineinleuchtet ins abbröckelnde Gemäuer, der Beziehungen durchschaut, einordnet, an den richtigen Platz stellt, sich nicht täuschen lässt. In seinem Text „Lehrziel“ gibt er zu, gelernt zu haben „hineinzufressen, zu kauen und zu verdauen, auch so manches hinunterzuschlucken“. Immer wieder finden Auseinandersetzungen mit seiner engsten Umgebung statt, aber auch solche auf politischer und sozialer Ebene.
Dialoge müssen es sein, auch Monologe. Das Ich im Hinblick auf das Du. Kaum eine Beschreibung von Natur oder Liebe oder kleinen Dingen. Nicht Dichtung über etwas sondern verbale Konfrontation mit etwas. Das Leben und das ganz mit Haut und Haar Drinstehen im Leben drückt er aus. Er tut es in freien Rhythmen und meist in handfester Sprache.
Doch öfter als bisher, wie mir scheint, erzielt Chobot in ganz realistischen Ab¬läufen eine poetische Wirkung. Ich finde, daß ihm auch bei harten Texten hauchzarte Gewebe passieren, die er nicht verhindern kann, weil seine Seele hindurchblicken will, Für Augenblicke nur, Lindenblattstelle, verwundbar.

 
   
 
Traute Foresti
 
 
 
     
     
 
top