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Manfred Chobot reißt in seinen jüngsten Gedichten den Götzen Sport von seinem Altar. Der Autor zeigt in seiner gewohnten, zum eigenen Stil entwickelten Art des Unterspielens, die viel wirksamer ist als dickes Auftragen, die faschistoiden Züge der sportlichen Rekordsucht auf, das Unmenschliche des Leistungsdrucks, die leichte Verwendbarkeit des übertriebenen Sportdenkens zur politischen Propaganda: „unsere sportler sind / soldaten des volkes / hat der DDR-trainer / erklärt // gelegentlich fällt einer / um“. Daß der Götze Sport im höchsten Maße korrumpierbar ist, bewiesen etwa die berüchtigten Olympischen Spiele des Jahres 1936, wo aller aufgewendete Prunk dazu diente, einem Diktator zu internationalem Ansehen zu verhelfen. Chobot spricht von der Droge des Erfolges, die aus manchem Sportler einen gedopten Schwindler macht, wodurch das ganze, den krankhaften Ehrgeiz fördernde Leistungsdenken ad absurdum geführt wird. Im Gegensatz dazu bekennt der Autor in einem autobiogra¬phischen Gedicht: „mit 20 habe ich endlich erkannt / daß ein leben sich nicht in zehntelsekunden erschöpft“. Sicher gehört der vorliegende Gedichtband, in dem der Autor mit diagnostischer Schärfe die üblen Auswirkungen der Sportbesessenheit bloßlegt, zu Manfred Chobots imponierendsten Veröffentlichungen.
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