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SME, 29. 11. 2007 |
So a Frau, de no wos doaschtööt, so a frau gibts heit nimma
Manfred Chobot zählt zu den Österreichs vielseitigsten Literaten. Er ist Dichter, Kinderbuchautor, verfasst Reiseberichte, Erzählungen und Romane, schreibt Hörspiele und Features. Außerdem reist er viel, fotografiert, ist Mitbesitzer einer Galerie nicht weit vom Stephansdom in Wien.
Anläßlich seines sechzigsten Geburtstages ist ein beinahe 300-seitiges repräsentatives Buch erschienen Chobot bleibt (auf slowakisch – „zostáva“, „zostane“). Im ersten Teil ist
die Auswahl aus seinem Schaffen enthalten (unter anderem auch die Prosastücke, die vor einiger Zeit in der Zeitschrift Revue der Weltliteratur veröffentlicht wurden), gemeinsam mit jetzt noch nicht publizierten Arbeiten.
Der zweite Teil besteht aus Rezensionen der Bücher des Autors, aus der Feder von P. Henisch, K.-M. Gauß oder E. Hackl und aus Beiträgen von seinen bei weitem nicht nur literarischen Kollegen. Auf der langen Liste von Gratulanten findet man die Namen wie Alfred Hrdlicka, Dorota Sadovská oder Marwan Abado, der bei Chobots öffentlichen Auftritten oft mitwirkt - mit dem Kurzhalslautespiel, im Arabischen El Oud genannt.
Chobot findet sein Publikum auch in der Slowakei. Er hat hier mehrmals und mit Erfolg gelesen, außer den in diversen Zeitschriften veröffentlichten Übersetzungen der Poesie ist bei uns von ihm 1999 der Gedichtband Bábkohry (Pupenspiele) herausgegeben worden. Der Band in der graphischen Gestaltung von Milan Mikula erinnert dabei an eine „camera obscura“.
Auf der anderen Seite - die slowakische Kunst findet einen Teil ihres Publikums in Österreich, auch dank gerade dem Chobot, der als Projektleiter und Schriftsteller öfters am österreichisch-slowakischen Austausch teilgenommen hatte. Ein Projekt mit dem Titel „grenzen - los“ konnte vor drei Jahren elf Literaten und bildende Künstler verbinden. Aus der Slowakei haben sich Gabriela Medvedová, Daniel Hevier, Ivan ?trpka und der Autor dieses Artikels daran beteiligt. In Bratislava, Wien und in Mattersburg sind Gedichte vorgetragen und Zeichnungen, Bilder, Collagen, Leporellobücher und Objekte aus verschiedensten Materialien ausgestellt worden, die durch die Transposition der literarischen Sprache in die Sprache der bildenden Kunst entstanden waren.
Also Chobot ist sechzig ... Ich stelle mir vor, wie er wohl mit den Achseln zuckt und ironisch nebenbei bemerkt: Na jo, is scho passiert! Und vielleicht verbirgt seine Ironie einen nostalgischen Ton in sich Wie etwa das Gedicht báse? So a Frau, geschrieben im Wiener Dialekt. Ich stelle mir vor, es zum Beispiel in den Dialekt der westslowakischen Region Záhorie übertragen zu werden, in folgender Fassung: „Taká žena, taká rádná žena, taká žena, co je eš?e ženú, a né hlúpú def?icú, taká žena, co neco, eš?e neco znamená, taká žena, o kerej bys vjedel, co s ?ú, taká žena, v kerej by sas mohel skovat, taká žena, taká žena už dneska není.“
Das Buch Chobot bleibt ist nicht nur ein Toast für viel Geld, nicht nur ein Profil eines Sechzigers. Es spiegelt ja viel mehr Gesichter, Stimmen, Gattungen, Leben und Schicksale wider, die eine gemeinsame Art, einen gemeinsamen Grund haben können, wie hier zu blieben - die Literatur nämlich.
Marián Hatala |
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