|
Manfred Chobot ist einer der Bedeutenden in der österreichischen Gegenwartslyrik; daher stellt der ihm aus Anlass des 60. Geburtstages zugedachte Podium-Porträt-Band sowohl eine Selbstverständlichkeit als auch eine Besonderheit dar.
Zusammengeraffte Auswahlen aus den sechs bisher erschienenen größeren Gedichtsammlungen außerhalb des Dialektbereiches – „krokodile haben keine tränen“, „sportgedichte“, „ich dich und du mich auch“, „ansichtskarten – stadtgedichte“ „römische elgien“ und „nach dirdort“ (zwischen 1985 und 2005 publiziert) – garantieren eine Themen- und Stilbreite, die dem Umfang und dem Facettenreichtum des Chobotschen Schaffens gerecht wird, so weit dies eben im Rahmen einer Eingrenzung auf knapp über 50 Gedichte bewirkt werden kann.
Der Autor von Liebesgedichten, von Versen mit Gesellschaftskritik, von scheinbaren Beiläufigkeiten vor tieferem weltanschaulichen oder psychologischen Hintergrund, der Vielwisser und der Leistungssportler, der Augenmensch und der Weltreisende, der Flaneur und der Genießer, der Sprachspieler und der Verfasser von sensiblen „in memoriam“ an verstorbene Freunde, der Hawaii-Fan und der Kenner Vorarlberger Imperative, sie alle, diese verschiedenen, aber doch authentischen Manfred Chobots kommen zu Wort.
Natürlich fehlen die Standards nicht, die Schmuckstücke der Lesungen, etwa die Abrechnung mit dem Wangen des Kruzifixus mit Hilfe von Tischplatte, Zehenspitzen und einem langen Lineal, seit 20 Kilo tanze ich nicht mehr, der Wunsch nach einem Gespräch mit dem nicht erlebten Großvater, der Startsprung, der Turmspringer mit dem Holzbein oder neuerdings „selbst orpheus“, „oasensage“ oder „ungestraft vertrottelt niemand“.
Ein wertvolles, nicht hoch genug einzuschätzendes Brevier liegt hier vor, für Chobot-Möger, über den Pendler zwischen Stephen Hawking und den Alltäglichkeiten, über den Entlarver der Heuchelei und Verständnisbereiten für Außenseiter, über den am Wort Feilenden und den prägnanten Skizzierer kleiner Menschenbilder.
Erika Kronabitter hat ein gescheites, genaues, zutreffendes und die Charakteristika evozierendes Vorwort geschrieben und ihm den Titel „Eine Vermessung eines Autors“ gegeben. Unsystematisch und punktuell wird hier der Fanatiker der Denk- und Schreibfreiheit, der Leise mit dem Lächeln eines, der viele Hintergrundinformationen kennt, derjenige, der firm in der Geschichte ist und dabei locker Anekdoten erzählen kann, nahegebracht.
Alfred Warnes |
|