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Es ist
gut, dass in letzter Zeit mehr zweisprachige Bücher erschienen sind.
Wegen des Umfangs trifft dies mehr auf Poesie zu als auf Prosatexte. Zweisprachige
Ausgaben sind für den Verlag günstig, dadurch kann er den Kreis
potentieller Käufer erweitern. Zugleich entstehen jedoch, insbesondere
im Fall von Gedichtsammlungen, oft fast bibliophile Kleinode, vor allem,
wenn zur Illustration des Buches auch bildende KünstlerInnen gewonnen
werden können.
Chobots Buch, das Josef Hrubý ins Tschechische übertragen
hat, beinhaltet Illustrationen von Václav Benedikt. Bereits beim
Hören des Namens des Autors beginnen tschechische LeserInnen zu wittern:
Man vermutet, dass sein Träger entweder aus Österreich oder
zumindest aus dem Gebiet der ehemaligen k. u. k. Monarchie stammt. Die
vorgestellte Bibliophilie Ich, Don Quixote / Já, don Quijote umfasst
zwölf Gedichte in zweisprachiger Fassung. Chobot zeigt sich darin
als Dichter, der die Kunst der Abbreviatur beherrscht, der auf minimaler
Fläche Spannung herzustellen vermag (das Gedicht Impromptu Nr. 3,
insbesondere sein Abschluss). Chobot schreibt sparsam, ironisch und selbstironisch.
So ist auch sein personifizierter Don Quixote im Titelgedicht nachdenklich
und belehrt durch eigenes Leben (Gedichte Kindheit / D?tství, Zeitmaschine
/ Stroj ?asu), und ist trotzdem weiterhin doppeldeutig erotisch, spielerisch
wie im abschließenden Gedicht Verbindung / Spojení.
Aus den Gedichten strahlt die Vorliebe für paradoxe Wendungen und
Denken, wie das Gedicht danke man lebt / d?kuji ješt? žiju vielleicht
am besten belegt. Wenn der Titel eine Antwort auf die unausgesprochene
Frage "Wie geht es Dir/Ihnen? - Jak se máš/máte?"
ist, dann präzisiert Chobot die Aussage sofort in den nächsten
zwei Zeilen (sage ich / oder lüge - ?íkám / nebo klamu)
und problematisiert sie zugleich. Die darauffolgende Zeile danke gut /
d?kuji dob?e ist zwar bemüht, die nichtssagende Antwort des Titels
"auszubessern", es kommt allerdings die nächste, noch weiter
präzisierende Zeile (tatsächlich / ve skute?nosti), die jedoch
zugleich auch eine Pointe in der fast oxymorischen Verbindung des Unvereinbaren
vorbereitet: bin ich / zufrieden unzufrieden / oder präziser / unzufrieden
zufrieden - jsem / spokojen? nespokojený / ?i p?esn?ji / nespokojen?
spokojený, die das Klischeehafte der ersten und der zweiten Antwort
enthüllt und eine Polemik mit alltäglicher Phrase ist. Die folgende
Beruhigung ansonsten komme ich / mit meinen empfindungen / leidlich zurecht
- jinak / se svými pocity / vycházím p?im??en? ist
nur vorübergehend, damit die abschließenden fünf Zeilen,
die mit einer neuen Infragestellung wenn bloß nicht - kdyby ty (emoce)
anfangen und welche das vorangehende neue Motiv empfindungen - pocit?
mit intensiveren und zuschlagenden (und beunruhigenden) emotionen - emocemi
verbinden, die oberflächliche Normalität der einleitenden Mitteilung
danke man lebt / d?kuji ješt? žiju endgültig zerlegen und
andeuten, dass trotz dieser Erklärung etwas nicht in Ordnung ist.
Eine automatisierte, formelle Dutzendantwort erfährt in Chobots Durchführung
ihre Zersetzung, durch die Infragestellung ihrer Oberflächlichkeit
entdeckt der Autor für den Leser ihre Ungehörigkeit und in deren
Andeutung auch die Abgründe, die sie verdeckt. Es ist nicht wenig,
was der Dichter mit diesen siebzehn Zeilen geschaffen hat. Vergelt's der
Natur, dass es solche Dichter in der Hyperproduktion der Wörter gibt.
Václav
Maidl
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