Ausgewählte Kritiken - Rezensionen  
 
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Rezension "ich, don quixote / ja, don quijote"
   
   
 
     
 
 
     
  Manfred Chobot - "ich, don quixote / ja, don quijote"  
   
 
Reisegeschichten
  „ich, don quixote / ja, don quijote“
     
    Gedichte tschechisch / deutsch.
     
    Mit Lithographien von Václav Benedikt.      
    ISBN 80-86446-19-0      
    2005: Pilsen      
    Tschechien, Verlag Vydalo Pro libris      
           
               
 
   
     
 

Es ist gut, dass in letzter Zeit mehr zweisprachige Bücher erschienen sind. Wegen des Umfangs trifft dies mehr auf Poesie zu als auf Prosatexte. Zweisprachige Ausgaben sind für den Verlag günstig, dadurch kann er den Kreis potentieller Käufer erweitern. Zugleich entstehen jedoch, insbesondere im Fall von Gedichtsammlungen, oft fast bibliophile Kleinode, vor allem, wenn zur Illustration des Buches auch bildende KünstlerInnen gewonnen werden können.
Chobots Buch, das Josef Hrubý ins Tschechische übertragen hat, beinhaltet Illustrationen von Václav Benedikt. Bereits beim Hören des Namens des Autors beginnen tschechische LeserInnen zu wittern: Man vermutet, dass sein Träger entweder aus Österreich oder zumindest aus dem Gebiet der ehemaligen k. u. k. Monarchie stammt. Die vorgestellte Bibliophilie Ich, Don Quixote / Já, don Quijote umfasst zwölf Gedichte in zweisprachiger Fassung. Chobot zeigt sich darin als Dichter, der die Kunst der Abbreviatur beherrscht, der auf minimaler Fläche Spannung herzustellen vermag (das Gedicht Impromptu Nr. 3, insbesondere sein Abschluss). Chobot schreibt sparsam, ironisch und selbstironisch. So ist auch sein personifizierter Don Quixote im Titelgedicht nachdenklich und belehrt durch eigenes Leben (Gedichte Kindheit / D?tství, Zeitmaschine / Stroj ?asu), und ist trotzdem weiterhin doppeldeutig erotisch, spielerisch wie im abschließenden Gedicht Verbindung / Spojení.
Aus den Gedichten strahlt die Vorliebe für paradoxe Wendungen und Denken, wie das Gedicht danke man lebt / d?kuji ješt? žiju vielleicht am besten belegt. Wenn der Titel eine Antwort auf die unausgesprochene Frage "Wie geht es Dir/Ihnen? - Jak se máš/máte?" ist, dann präzisiert Chobot die Aussage sofort in den nächsten zwei Zeilen (sage ich / oder lüge - ?íkám / nebo klamu) und problematisiert sie zugleich. Die darauffolgende Zeile danke gut / d?kuji dob?e ist zwar bemüht, die nichtssagende Antwort des Titels "auszubessern", es kommt allerdings die nächste, noch weiter präzisierende Zeile (tatsächlich / ve skute?nosti), die jedoch zugleich auch eine Pointe in der fast oxymorischen Verbindung des Unvereinbaren vorbereitet: bin ich / zufrieden unzufrieden / oder präziser / unzufrieden zufrieden - jsem / spokojen? nespokojený / ?i p?esn?ji / nespokojen? spokojený, die das Klischeehafte der ersten und der zweiten Antwort enthüllt und eine Polemik mit alltäglicher Phrase ist. Die folgende Beruhigung ansonsten komme ich / mit meinen empfindungen / leidlich zurecht - jinak / se svými pocity / vycházím p?im??en? ist nur vorübergehend, damit die abschließenden fünf Zeilen, die mit einer neuen Infragestellung wenn bloß nicht - kdyby ty (emoce) anfangen und welche das vorangehende neue Motiv empfindungen - pocit? mit intensiveren und zuschlagenden (und beunruhigenden) emotionen - emocemi verbinden, die oberflächliche Normalität der einleitenden Mitteilung danke man lebt / d?kuji ješt? žiju endgültig zerlegen und andeuten, dass trotz dieser Erklärung etwas nicht in Ordnung ist. Eine automatisierte, formelle Dutzendantwort erfährt in Chobots Durchführung ihre Zersetzung, durch die Infragestellung ihrer Oberflächlichkeit entdeckt der Autor für den Leser ihre Ungehörigkeit und in deren Andeutung auch die Abgründe, die sie verdeckt. Es ist nicht wenig, was der Dichter mit diesen siebzehn Zeilen geschaffen hat. Vergelt's der Natur, dass es solche Dichter in der Hyperproduktion der Wörter gibt.

Václav Maidl

 
   
     
     
     
 
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