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Rezension "nach dirdort" - APA
   
   
 
     
 
 
     
  Manfred Chobot - "nach dirdort"  
   
 
Reisegeschichten
  „nach dirdort“
     
    Gedichte und BildGedichte.      
    St. Pölten: Literaturedition NÖ,      
    184 Seiten mit 85 Farbfotos,      
    € 28,--      
           
           
               
 
   
     
 

Wien (APA) - Manfred Chobot kennt man als Autor von satirischen Geschichten, von Gedichten und Erzählungen. Auch in der Galerieszene ist er, gemeinsam mit seiner Frau Dagmar, ein Fixpunkt. Dass der 1947 geborene Wiener auch ein begeisterter und begabter Fotograf ist, erfährt man ausgerechnet aus seinem neuesten Gedichtband, der unter dem Titel "nach dirdort" soeben in der Literaturedition Niederösterreich erschienen ist.
Zwischen den Gedichten finden sich viele "BildGedichte", Fotos, die auf ihre Weise ebenfalls pointierte Geschichten erzählen.

Chobot reist gerne. Die im sehr hübsch gemachten Buch abgedruckten Fotos hat er u.a. in Prag und Venedig, in Rom und in Rio, in Peking, Paris und Peru, in Mexiko und auf Hawaii aufgenommen. Meist sind es keine Menschen, sondern Objekte, die er fotografiert, witzige Details, vom Zufall wie Stillleben arrangiert, Stimmungsbilder aus nahezu allen Erdteilen. Sie reichen von skurrilen Mona Lisa-Reproduktionen einer französischen Wohnung bis zu einem Fundstück aus Basel, wo offenbar ein ganzer Narrenzug im Sex-Shop Station machte und seine Kostüme und Instrumente vor der Türe abstellte. Die Titel seiner BildGedichte, mit denen Chobot die Brücke zwischen Bild und Text schlägt, muss man leider im Inhaltsverzeichnis nachschlagen.

Sehr viel nachdenklicher sind Chobots Gedichte. Hier stehen die Menschen im Mittelpunkt. Künstlerfreunden widmet er schöne, treffende Zeilen, eigenes und fremdes Verhalten betrachtet er selbstkritisch. Berührend sind seine Gedanken zu seinem Sohn und seinem Vater. Hier spannt sich ein ganzes Universum auf, zwischen Leben und Tod, zwischen Dichtung und Realität. "weiß nicht ob dir / lieber die wirklichkeit / als spielball anbieten / oder die phantasie", schreibt er seinem Sohn, und anlässlich des Todes seines Vaters legt er ein "glaubensbekenntnis" ab: "ich glaube nicht daran / daß es ein leben nach dem tode / gibt / eine flasche wein / die du leergesoffen / hast / ist altglas / und der inhalt deiner blase / rinnt / durch den abfluß / in den kanal // geschichten erfinde ich selbst / bittschön / die mich überleben".

(S E R V I C E - "nach dirdort", Gedichte und BildGedichte von Manfred Chobot, Literaturedition Niederösterreich, 184 S., 28 Euro, ISBN 3-901117-78-4. Am 18. Oktober wird das Buch in der Wiener Galerie Chobot, Domgasse 6, präsentiert.)
(Schluss) whl/leh

APA0054 2005-08-04/08:27

 
   
     
     
     
 
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