Ausgewählte Kritiken - Rezensionen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Manfred Chobot | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Nie
am Ziel - Manfred Chobots Reisegeschichten
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Manfred Chobots Buch "Reisegeschichten" enthält die ganze Welt: Rom, New York, Los Angeles, San Francisco, Hawaii, Mexiko, Guatemala, Ecuador, Peru, Bolivien, Rio, Kuba, China, Hongkong, Israel, Malta, Basel, die DDR und Berlin. Über die Inhaltsangabe steht die Idee hinter allen Geschichten: "Das Weite suchen und die Nähe erfahren." Die dreißig
Texte des Bandes machen Lust aufs Reisen. Als Gattungsbezeichnung unter
dem Titel steht nicht Reportagen, sondern "Erzählungen".
Das macht neugierig, und tatsächlich verlangt das Thema des Buches
eine fiktionale, subjektive Form: Es geht um das Lebensgefühl des
Unterwegsseins, um etwas, das mit Suche viel zu konkret beschrieben wäre. Etwa über die Wichtigkeit von Visitenkarten bei ernsthaften Gesprächen mit Chinesen, über die vier israelischen Religionsgemeinschaften, über die Eroberungen der Conquistadoren oder darüber, daß man beim Wellenreiten auf Hawaii erst unter dem Einfluß eines Pilzes, der auf Kuhfladen gedeiht, so richtig abhebt: "Durch den Pilz wirst du kein anderer, du bleibst derjenige, der du bist, indes erweitert sich dein Geist, nimmt eine andere Dimension an ... Du bist eine bestimmte Welle und die Welle ist ein Teil von dir, mit dem du dich arrangierst. Allerdings mußt du deine Grenzen kennen", erklärt der Gastgeber einer Grill-Party, jetzt Kellner eines Hotels, früher war er Verkäufer, seit seiner Jugend ist er Aldous Huxley-Leser. In Südamerika begleitete den Reisenden ein Mann namens Latino, durch den Rest der Welt reist der Schriftsteller alleine. Abgesehen von einer Einladung des Schriftstellerverbandes der DDR und einer Reise nach Malta, die der Erzähler bei einem EU-Rubbelspiel gewann, reist Chobot ohne besonderen Auftrag durch die Welt. Das hat etwas von den Entwicklungsreisen der deutschen Romantiker, man ist erinnert an "Franz Sternbalds Wanderungen" oder an Eichendorffs "Taugenichts", auch wenn natürlich Welten zwischen diesen Texten liegen. Aber es geht allen diesen Reisenden vor allem darum, woanders zu sein, um dort etwas zu erleben, das sie in der Entwicklung ihrer Identität weiterbringt, sie suchen Erfahrungen, die sie zu Hause nicht gemacht hätten. Chobot als Reisender des 20. Jahrhunderts macht sich seine Gedanken, die er nicht verschweigt, aber er tut nie so, als gehörte er in das Land, durch das er gerade fährt. Manfred Chobots "Reisegeschichten" erinnern mitunter an Jack Kerouacs Beat-Generation Klassiker "On the road". Während Sal Paradise auf seinen Reisen per Autostopp durch Amerika trampt, düst Chobot einige Jahrzehnte später im Jet durch den Himmel über der Erde. Sie haben beide das selbe Ziel. |
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Andreas
Weber
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