Ausgewählte Kritiken - Rezensionen  
 
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Rezension "Der Gruftspion"  
"Profil", 17. Jänner 1978
   
   
 
     
 
 
     
  Manfred Chobot  
   
 
Der Gruftspion
  Der Gruftspion"
     
    Prosa.      
    Mit Grafiken von Karl Anton Fleck      
    1978: Wiener Neustadt,      
    Autorenedition Januskopf      
    vergriffen      
           
               
 
   
     
  Gekippte Wirklichkeit  
     
 

Daraus ließe sich auch eine Satire machen: Ein junger Wiener Autor bekommt von einem deutschen Verlag die Chance, einen Band Prosatexte zu publizieren. Der Literat zieht sich zurück, schreibt neue Texte und liefert sie beim Verlag ab. Während er allen Bekannten das Erscheinen seines ersten Buches ankündigt, geht der Verlag ein. Die Auffanggesellschaft läßt das Manuskript noch einige Monate liegen und benachrichtigt dann den Autor, sie werde nur noch Sachbücher produzieren.

In den Satiren des 30jährigen Wieners Manfred Chobot würde der Autor vielleicht auf Maronibrater umsatteln und die Manuskriptseiten als Wickelpapier verkaufen. Er selbst hatte mehr Glück. Mit einjähriger Verspätung kam sein Prosaband "Der Gruftspion" beim Wiener Neustädter "Literaturkreis der Autoren" doch noch heraus. Er enthält zwei Dutzend kurze Geschichten aus der Alltagswelt von Briefträgern und Blumenfrauen, Kellnern und Zeitungsverkäufern.

Chobot treibt seine hintergründigen, gelegentlich auch ins Banale abrutschenden Scherze allerdings nicht auf Kosten irgendwelcher Typen. Er karikiert vielmehr frustrierende Lebenssituationen, in die Autoritäten und Traditionshüter ihre Opfer bringen. Am besten gelingt ihm die erhellende Verzerrung, wenn er das Militär als Lehrwerkstätte des Tötungshandwerks beschreibt oder bei der Schilderung des ehelichen Schlafzimmers. Das kleinbürgerliche Klischee vom Ehebett unterm Jesusbild und der migränegeplagten Mutter kippt in die männliche Phantasiewelt um, in der sich der Vater plötzlich als Produzent raffinierter Aktfotos entpuppt.

 
   
 
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