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Dieses Lesebuch ist eigentlich ein Anti-Lesebuch, weil es nichts Erbauliches oder Traktätchenhaftes enthält, sondern in skizzenhafter, bewußt beiläufiger Form einem beinharten Existentialismus huldigt, von autobiographischen Passagen bis zum infernalischen Spiel mit der nuklearen Bedrohung. Chobots Notizen sind Bewusstseinsstenogramme, die sich gelegentlich zum Spiel mit der Grammatik verdichten, die der Autor zur Entlarvung all der Widerwärtigkeiten, die uns das Leben erschweren, benutzt – in „einfachen Sätzen“ wie den folgenden: „ich habe angst.“ – „alles recht geht aus.“ – „ich beobachtete das ansteigen der allgemeinen unsicherheit.“ Gelegentlich entlarvt der Autor auch die Sprache selbst, wenn er beispielsweise die besitzanzeigenden Fürwörter als Angelegenheit der Besitzenden denunziert. Seine Prosaminiaturen sind vielfach surrealistisch gefärbte Entwürfe, die den Leser zum Mit- und Weiterdenken anregen wollen, zum Nachvollzug eines gedanklichen Vorgangs. Mitunter stellt er in lapidarer Kürze Entwicklungen dar, die einen historischen Prozeß erkennen lassen, der sich aus der Unzulänglichkeit unserer politischen Entscheidungen ergibt: „aufstieg / sozialpartner / abstieg“. Natürlich sind Chobots Aufzeichnungen, die er auch in die Form von Tagebucheintragungen verpackt, von absoluter Subjektivität geprägt – aber gerade diesem Umstand verdanken sie ihre oft beklemmende Brisanz. Der Autor enthüllt in diesem Buch das Floskelhafte unserer Scheinordnungen, die in sich schon den Keim künftiger Katastrophen bergen.
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