Ausgewählte Kritiken - Rezensionen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Manfred Chobot | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Welt im Dorf | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Manfred Chobot steht mit seinen Dorfgeschichten in einer langen österreichischen Tradition. Aber wie sich die dörflichen Strukturen von vorigen zum jetzigen Jahrhundert gewandelt haben, so auch der Inhalt der Dorfprosa. Er verschiebt sich von der Idylle zum kritischen Zeitbild, die phantasievolle Schilderung ländlicher Romantik tritt zurück hinter eine kritische Darstellung offensichtlicher Mißstände, statt harmonisierendem Zudecken ein provokatives Draufzeigen. Chobots burgenländische Geschichten binden auf gut hundert Seiten ein Bukett aus den schönsten Feldblumen, doch tut er auch Disteln und Nesseln dazu, was den Gemeinten in den Gemeinden wenig Freude machen wird. Fälle von Korruption, Amtsanmaßung, Vergeudung oder Zweckentfremdung öffentlicher Mittel wie auch Beispiele kommunaler Schildbürgerei erweisen den Erzähler nicht nur als genauen Dorfkenner, sondern auch als unerschrockenen Literaten, der mehr sieht als nur die herbe Schönheit einer ebenen, rebenreichen, durch Wasserlacken geprägten Landschaft, die nach der Weinlese und dem Abstreichen der Zugvögel neblig-einsam wird und schwermütig machen kann. Was das
Ansehen der Kunst und der Künstler in den Augen der Dörfler
betrifft, gibt sich der Autor keinen Illusionen hin. Er reflektiert darüber
in ironischen Passagen, in denen ein Hauch Resignation mitschwingt - der
Dichter ist eine Art Hanswurst, möglicherweise ein "Roter",
auf jedem Fall einer, der sich vom normalen, nämlich dörflichen
Geschmack fernhält, ein Außenseiter. Fühlt er sich als
Missionar? Wer ihn kennt, wird das verneinen. Möchte er aufklären,
bessern, mit Literatur die Politik beeinflussen auf der untersten Ebene?
Was immer sein Ziel sein mag, seine burgenländischen Geschichten
sind alles andere als regional begrenzt. Darin erweist sich die "Bibliothek
der Provinz", in der Chobots Band erschienen ist, als Bibliothek
der Welt.
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R.C.
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