Ausgewählte Kritiken - Rezensionen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Manfred Chobot | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Gott, der Wein und die Touristen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ein Wiener mit Zweitwohnsitz im Burgenland schreibt Dorfgeschichten. Seine profunde Orts- und Menschenkenntnis, kombiniert mit der Distanz des Zugereisten, ergibt den "Sehwinkel" unter dem der burgenländische Seewinkel betrachtet wird. Die Dorfgeschichten sind - so will es der Klappentext - "eine subjektive Bestandsaufnahme einer erfahrenen Wirklichkeit". Und Authentizität ist das Hauptanliegen des Autors: Manche Geschichten lassen sich einfach nicht erfinden. Doch auch wenn das Leben selbst die besten Geschichten schreibt, braucht es den Schriftsteller, um sie aufzuzeichnen, was auch zur Satire geraten kann. "Chobot ist ein witzig Engagierter, was nicht heißt, daß er sein Engagement durch Humor entschärft, daß er den Lesern durch Lachen den Zorn austreibt", schreibt Hans Heinz Hahnl. Gott, der Wein und die Touristen - so könnte der Untertitel des Bandes lauten. Schon der Eröffnungstext deutet vieles an: daß das Landleben recht ungesund sein kein, daß man im Dorf I. (= Illmitz) noch an Gott glaubt oder zumindest viel von ihm spricht, daß die Großfamilie nicht die ideale Lebensform sein muß. In der Folge erfährt der Leser mehr vom unsanften Tourismus, vom Schildbürgertum der Lokalpolitiker und der Geldgier mancher Weinbauern; Chobot schreibt über Dinge, die so alltäglich oder so außergewöhnlich sind wie Wasserleichen und zu klein geratene Fliegengitter und denkt über die Legitimität von Burgenländerwitzen nach. In seiner
Darstellung kommt der kleinsten Episode hoher Symbolwert zu, schrittweise
entsteht aus Momentaufnahmen ein "Fotoalbum" des Dorflebens;
wenngleich man einige Bilder, nämlich jene, die landläufige
Vorurteile und Altbekanntes reproduzieren, gerne daraus entfernen würde.
Chobots verbale Ansichts-Karten werden von Manfred Horvath ergänzt.
Das Ergebnis: Nachrichten von Menschen, die noch in den Kreislauf der
Natur eingebunden sind: "Jedes Jahr im Herbst kommt das Jammern und
Wehklagen über die zu erwartende schlechte Weinernte. Amen."
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Gerhard
Altmann
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