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Das Thema
dieses Buches ist Wind, seine sinnliche Erfahrung und - vor allem - die
Erfahrung seines Schweigens, des Stillstands seiner vorwärtstreibenden
Kraft. Doch die Geschichte des Windes ist zugleich die Geschichte der
Hauptperson dieses Buches, einer Frau, die mit dem Wind besondere Erinnerungen
und Erfahrungen verbindet. Diese Frau, die Ich-Erzählerin, möchte
mit dem Wind, ihrem fiktiven Gesprächspartner, Gespräche über
all das führen, was, wie sie annimmt, für niemanden anderen
bestimmt sein kann. Das sind ihre bedrückenden Erlebnisse, ihre Erinnerung
an die Großmutter, an die von ihr erzählte traurige Geschichte
eines schönen jungen Mädchens, das schwanger wurde und niemand
sagen wollte/durfte, von wem. Das sind ihre Erinnerungen an Krieg und
Angst, an die eigene Ehe und Scheidung, das sind aber auch jungmädchenhafte
Schwärmereien, die Manfred Chobot sensibel erzählt. Die Sprache
des Buches ist eindringlich, die schwärmerische, zum Teil der Realität
weit entglittene Beziehung zwischen der Hauptperson und dem Wind ist eine
Geschichte des Scheiterns und der Sehnsucht nach Lebendigkeit - einer
Lebendigkeit, die innerhalb und außerhalb des eigenen Körpers
gesucht und - letztlich - nicht gefunden wird. So endet das Buch logisch
und traurig mit "Luftanhalten" und, weil auch das Atmen Wind
ist, mit "Windstille".
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