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"Stadtgeschichten"
nennt sich das neue Buch von Manfred Chobot schlicht. Und tatsächlich
handelt es sich um schlichte Geschichten, jeweils um ein Ereignis herumerzählt.
Manches davon wirkt autobiographisch, anderes anekdotenhaft. Und: Nicht
alles, was erzählt wird, bezieht sich auf städtisches Leben.
Da beschreibt Chobot den Irrweg eines Briefes, der schließlich doch
bis zu ihm findet - aber das kann einem auch außerhalb der Stadt
passieren. Oder aber die skurrile Geschichte vom telephonen Professor,
der sich nach einer Rundfunksendung beim Autor meldet, um ihm seine Texte
zu erklären. Fast wäre der Titel Alltagsgeschichten überlegenswert,
wäre er nicht von Spiras Filmdokumentationen so sehr mit Geschichten
der Verzweiflung und Selbstdarstellung besetzt. Manche von Chobots Texten
sind feine kleine Geschichten, etwa der Miniaturkrimi vom Dr. Karasek,
seines Zeichens Anwalt, der eine gutmütige Nachbarin telephonisch
bittet, jemandem Geld zu übergeben, sich dann aber...
Chobot setzt sich mit kleinbürgerlichem Verhalten auseinander, mit
den Schwächen der Menschen und ihrem Fehlverhalten. Manches wirkt
wie eine Chronik, anderes entbehrt nicht der Pointe. Großstädtische
Verkehrsprobleme finden bei ihm ebenso Beachtung wie die Seitensprünge
von Otto Normalverbraucher und dem verblichenen Kaiser, die leichte Hand
von Wiens Männern und ihre Neigung zur "normalen" Gewalt,
aber auch Arbeitsordnungen im Beamtenstaat. Denn: Wenn eine Stadt beschrieben
wird, ist es immer Wien. Zur schönen Gestaltung des Buches kommen
farbprächtige Photos von Manfred Horvath, deren Provenienz eindeutig
mit Wien auszumachen ist.
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