Ausgewählte Kritiken - Rezensionen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Manfred Chobot/Petra Rainer | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Alles
anders
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Wien ist anders. Ottakring ist anders. Im 16. Wiener Gemeindebezirk gibt es seit gut hundert Jahren einen Markt, den Brunnenmarkt, und das ist einer der längsten Straßenmärkte Europas, über 500 Meter lang mit etwa 200 Ständen. Die Marktfläche gehört der Gemeinde Wien. Sie verlangt dafür 3,92 Euro im Monat für einen festen Stand, die "fliegenden Stände" hingegen kosten pro Tag 1,04 Euro. Mittlerweile hat sich ein buntes, multikulturelles Gemisch unterschiedlichster Nationalitäten dort etabliert - nur Österreicher, die findet man immer seltener. Frau Christl, eine der wenigen "Einheimischen" unter ihnen, meint auf die Frage, warum es diese Entwicklung gegeben hat: "Weil das eine schwere Arbeit ist. Wer lässt sich schon auf so eine Arbeit ein? Jedenfalls kein Österreicher. Um zwei Uhr in der Früh muss man schon unterwegs sein - zum Großmarkt fahren und dann hier sein bei jeder Witterung " Als ob die Türken fleißiger wären? "Jedenfalls sind sie härter. Der Österreicher tut sich das nicht an, für den ist es einfacher, er geht irgendwohin arbeiten, legt sich nieder und schwitzt nicht in der Nacht, weil der denken muss, was er alles zu zahlen hat. Ganz zu schweigen von den vielen Arbeitsstunden. Das Geschäft ist immer schlechter geworden, man kann nicht mehr so viel verdienen wie früher, als die Leute eher auf den Markt gegangen sind. Die Supermärkte sind eine starke Konkurrenz, manche verkaufen billiger, als wir am Großmarkt einkaufen." Und keine Parkplätze. Dennoch hat der Straßenmarkt nichts an Attraktivität für die Kunden eingebüßt, auch wenn sie nur mehr einen Teil der Güter des täglichen Bedarfes dort einkaufen. Auch wenn der Großteil des Publikums kaum deutsch spricht - die Vielfalt des Angebotes spricht für sich. Zu den 200 Straßenständen kommen noch etwa genauso viele Geschäftslokale in der umliegenden Brunnengasse. Manfred Chobot beschreibt in Gesprächen mit den betreffenden Standlern ein Dasein, das nahezu an Berufung grenzt. Dass diese Berufung auch ihre schönen und nicht immer nur mühevollen Seiten hat, zeigen die eindrucksvollen S/W-Aufnahmen von Petra Rainer. Das Flair dieser Kombination erinnert an Eindrücke, die Berlinkundige aus Kreuzberg kennen, nur dass dort eine nahezu greifbare Spannung in der Luft liegt. Wien ist eben anders, auch wenn die Spannungen nicht immer ganz ausbleiben, wie auch der Kebab-Standler Erol feststellen muss: "Bin schon seit 1974 in Österreich. Ich bin erst nachgekommen mit Mama. Kein Wort verstehen Deutsch, war urschwer. Aber derzeit war die Leute sehr freundlich, Menschen war sehr hilfbar. Wenn hättest du etwas gefragt, sind gleich Antwort bekommen. Wenn Beispiel eine Adresse fragen, ich nicht verstehen, was die sagt, dann hat sie mich einfach mitgenommen, wo ich hin will. Das war urleiwand. Wirklich. Aber jetzt ist es nicht mehr so. Das ist alles vorbei. Der gibt nicht einmal Antwort, dreht sich um. Früher waren die Menschen sehr freundlich - alle." Die Euphorie der 50er und 60er ist eben abgeflaut, der Gastarbeiter mittlerweile kein Gast mehr, aber das Wienerherz, es schlägt eben doch noch für das Fremde. Zumindest, was fremde Spezialitäten betrifft, die auch den heimischen Gaumen erfreuen. Der Markt, die Wiener Welt. |
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Peter
Schaden
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