Ausgewählte Kritiken - Rezensionen  
 
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Rezension von „Das Hortschie-Tier und die Lurex-Frau. Hyper-Texte"
Margarita Puntigam-Kinster, Morgenschtean, U74-75, 2022
 
     
   
 
     
 
 
     
  Manfred Chobot  
   
 
Der Gruftspion
 

Manfred Chobot

       
   

Das Hortschie-Tier und die Lurex-Frau

     
   

Hyper-Texte

     
   

2022: Edition lex liszt, Oberwart

     
   

Illustrationen von Walter Schmögner

     
   

ca. 375 Seiten, Brosch., Abb.

     
    € 25,00      
               
 
   
     
     
 

Das Hortschie-Tier und Die Lurex-Frau

Im Mai ist er fünfundsiebzig Jahre alt gewor- den, und nach wie vor gehört Manfred Chobot (u.a. Mit- begründer der Ö.D.A.) zu den produktivsten Autoren unseres Landes. Dass selbst Pandemie und Lockdown ihn nicht vom Schreiben abhalten konnten, versteht sich von selbst, denn wofür könnte der Heimarrest besser genutzt werden, als um neue Kopfgeburten zu Papier zu bringen?

Mehr als 130 »Hyper-Texte« versammeln sich auf den insgesamt 370 Seiten, kleine Häppchen also, die zu jeder Tages- und Nachtzeit konsumiert werden können – und ja, ich möchte behaupten, Chobots Texte sind wie exquisite Naschereien, die man sich lustvoll gönnt.

Gleich zu Beginn geht es nach Chicago, wo sich der Ich-Erzähler (aber ja, stellen Sie sich ruhig den Chobot vor!) in einer wilden Knutschereiden Zahnstein entfernen lässt. Besonders lustig: die spektakuläre Fortbewegungsart durch Hyperventilieren, für die man jedoch einen geknickten Trinkhalm benötigt, sowie das Picknick im Bundeskanzleramt, wo der Ich-Erzähler (aber ja, sicher ist es der Chobot!) – trotz Pandemie und Kon- taktverbot! – von des Kanzlers Oma mit einer herzlichen Umarmung begrüßt wird und mit der herabfallenden Asche seiner Zigarette ein Loch in den Teppich brennt.

Nun gut, ab und zu wird es dann doch schwierig, sich den Chobot vorzustellen. Nämlich wenn es z. B. heißt: »Um ein Kind zu gebären, lag ich im Krankenhaus.« Dann muss man sich zur Räson rufen und daran erinnern, dass das Ich in der Literatur eben doch ein fiktives ist und man es auch mit (mehr oder weniger) fiktiven Nebenfiguren zu tun hat – auch wenn diese als Jelinek, Lessing, Hölderlin oder Hrdlicka (mit grünem Steirerhut!) in Erscheinung treten.

Manches ist übrigens nicht ganz jugendfrei. »Ungeeignet für Jugendliche unter 17¾ Jahren« wird etwa vor dem Kapitel »Turtle mich Taube!« gewarnt – in dem Kapitel begegnen wir dann auch dem Hortschie-Tier, das sich jedoch nicht gerade als lustfördernd erweist ...

In Chobots Hyper-Texten kippt das Alltägliche stets unvermittelt ins Surreale; wie in einem Traum folgen wir dem Autor durch seine Tagrestverarbeitung oder besser gesagt: durch sein Erinnerungs-und-Fabulier-Faschiertes. Und ja, fast scheint es, als hätte der Autor sich mit seinen Texten während der Lockdowns selbst bei Laune gehalten. Wie schön wäre es doch gewesen, hätten auch wir seine Texte damals schon gehabt! Aber jetzt stecken wir ja schon mitten in der nächsten Krise. Vielleicht sollten wir einfach nach jedem Mal Nachrichten-Hören einen Hyper-Text konsumieren, um bei Laune zu bleiben.

Einziger Kritikpunkt: Der Dialekt fehlt in diesem Buch. (Aber das sag ich jetzt nur, weil Sie gerade den Morgenschtean lesen.)

Margarita Puntigam-Kinster

 
 
 
 
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