Ausgewählte Kritiken - Rezensionen  
 
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Rezension „Nur fliegen ist schöner. Ausgewählte Gedichte“
Christoph Janacs
Literatur und Kritik, Heft 521/522, März 2018
 
     
   
 
     
 
 
     
  Manfred Chobot  
   
 
fliegen
  Manfred Chobot        
    Nur fliegen ist schöner. Ausgewählte Gedichte      
    Herausgegeben und mit einem Vorwort von Beppo Beyerl.      
    2017: Wien, Löcker      
    240 Seiten      
    € 19,80      
           
               
 
   
     
     
 

Manfred Chobot: Nur Fliegen ist schöner. Ausgewählte Gedichte. Hg. von Beppo Beyerl. Löcker, Wien 2017, 235 Seiten

Runde Geburtstage geben oft Anlass, Rückschau zu halten und eine Auswahl aus den eigenen oder fremden Werken herauszubringen. Manfred Chobot, ein ungemein fleißiger und in mehrere Sprachen übersetzter Erzähler und Dichter (die Liste seiner Werke, unter denen sich auch etliche Kinderbücher und Texte im Dialekt finden, umfasst mehrere Seiten!), soll also 70 geworden sein! Man glaubt es kaum, tritt er einem doch leibhaftig wie literarisch so frisch wie ehedem entgegen und hat so gar nichts Altväterliches an sich. Beppo Beyerl, Wegbegleiter Chobots, der mit ihm einige Bücher gemeinsam herausbrachte, hat eine Auswahl aus Hunderten (wenn nicht Tausenden) Gedichten getroffen und diese in zehn Gruppen thematisch versammelt – eine spannende und zutreffende Methode, finden sich doch bei Chobot viele Gedichte zu Liebe und Erotik, zu Sport und Politik, zu Philosophie und Religion, die allerdings keinen Hinweis auf Alter und Herkunft der Texte enthält, was bedauerlich ist, da keine Entwicklung nachvollziehbar wird und das allzu kurze Vorwort keine Auskunft darüber gibt. Dennoch ist ein zeitweilig sehr vergnügliches Chobot-Brevier entstanden, in dem sich viele Gedichte finden, die man wegen ihres Tonfalls und der zugespitzten Aussage gerne wiederliest, so zum Beispiel das illusionslose programmatische „glaubensbekenntnis“: „ich glaube nicht daran / dass es ein leben nach dem tode / gibt / eine flasche wein / die du leergesoffen / hast / ist altglas / und der inhalt deiner blase / rinnt / durch den abfluss / in den kanal // geschichten erfinde ich selbst / bittschön / die mich überleben“.

Christoph Janacs

 

 
 
 
 
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