Ausgewählte Kritiken - Rezensionen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Manfred Chobot | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Manfred Chobot, „Franz – Eine Karriere“, Erzählungen, Löcker Verlag, ISBN 978-3-85409-846-1 Das Studium zwischenmenschlicher Konstellation mit all ihren (Un-)Wägbarkeiten betreibt Manfred Chobot in den vorliegenden 13 Erzählungen. Abergläubische mögen darin eine Anspielung auf die zahlreichen mehr oder weniger grausam scheiternden Schicksale der Protagonisten unterschiedlicher Provenienz sehen. Erinnert die einleitende Geschichte „Adam und Eva oder Rummelplätze“ unweigerlich an Kampusch-Entführer Prikopil und Horrorvater Fritzl, verirrt sich sodann mit fast letaler Folge eine Karrierefrau in einen Amour fou, konstruiert ein Verleger verwegene familiäre Kombinationen, um ein außereheliches Verhältnis zu kaschieren („Das Hobby des Herrn Horst“), gerät in der Titelgeschichte ein schüchterner Bursche in die Fänge von Justiz und Psychiatrie. Wer da meinte, derartige Begebenheiten seien an den Haaren herbeigezogen, schlage die Chronikseiten einer beliebigen Tageszeitung auf. Ohnehin nicht erfunden ist der schier unglaubliche, aber wahre (und von Felix Mitterer für sein Stück „In der Löwengrube“ verarbeitete) Lebenslauf des jüdischen Schauspielers Leo Reuss, der im NS-Staat als von Max Reinhardt empfohlenes Salzburger Naturtalent eine Zeitlang in Wien Furore machte. Originell sind auch die schnoddrige Update-Version von Schnitzlers „Fräulein Else“ und Herrn Gotts Psychoanalyse bei Dr. Freud. Chobot ist nicht nur ein gewiefter Erzähler mit sarkastischem Unterton, sondern auch ein versierter Menschenkenner mit ausgeprägtem psychologischem Gespür für die gefährlichen Untiefen in den meist mit schweren Problemen und Konflikten behafteten Persönlichkeiten. Umso mehr stellt er die alte Frage nach der Kausalität in den Raum, nach dem Spiel des Zufalls beziehungsweise jenem von Ursache und Wirkung. Sind biografische Werdegänge determiniert? Wie viel Spielraum bleibt? Viel Stoff zum Weiterdenken. Dem Lektorat ist mancher kleine Lapsus durch die Lappen gegangen, was die Lesefreude nicht weiter mindert. Friedll’scher Witz wird Chobot im Vorwort von Ulf Birbaumer attestiert – d’accord! Ewald Baringer
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