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Manfred Chobot: Nur Fliegen ist schöner. Ausgewählte Gedichte. Hg. von Beppo Beyerl. Löcker, Wien 2017, 235 Seiten
Zum 70. Geburtstag von Manfred Chobot ist im Löcker Verlag dieser Gedichtband erschienen, der in subjektiver Auswahl 200 Gedichte des Jubilars enthält, die Beppo Beyerl sorgsam ausgewählt, mit einem Vorwort versehen und herausgegeben hat. Beyerl hat aus den 15 Gedichtbänden Chobots thematische Schwerpunkte herausgearbeitet, die in zehn Kapiteln unterteilt sind, wobei Liebe, Frust, Politik, Sport, Reisen, Erinnerungen im Vordergrund stehen. Es finden sich in der Mehrzahl hochsprachliche Gedichte in diesem Band, aber auch einige Dialektgedichte sind enthalten wie „drekk am schtekkn“ (S. 153): „se nennan eam an / nestbeschmuzza / und regn si auf / weu ea auf de / scheisse zaagt de / aundare ins nest / gschissn haum“.
Der Schriftsteller, Bildkünstler, Weltreisende Chobot hat eine Vielzahl an Büchern in verschiedenen Gattungen und Genres herausgebracht. Eine Profession, die ihn aber immer schon ausgezeichnet hat, ist jene des Dichters. Auch wenn hier eine breite thematische Vielfalt zum Vorschein kommt, gibt es aus meiner Sicht zwei Kernthemen in Chobots Dichtung: die Liebe und der wachsame Blick auf politische und gesellschaftliche Entwicklungen und Zustände: „vor dem passamt / in der reihe wartend / frau kratochwil / swoboda pospischil / hrdlicka nechledil / sie schimpft flucht keift / verdammte tschuschen / fremdarbeiterpack / verdrängen unsereins / die waschechte wienerin / die frau kratochwil / swoboda pospischil / hrdlicka nechledil“ (gelungene verdrängung“, S. 145).
Seine Liebesgedichte sind leidenschaftlich, keck und unüberhörbar. Die Schlussverse des titelgebenden Gedichts „nur fliegen ist schöner“ (S. 53) verdeutlichen die eindrucksvoll: „einmal frei zu fliegen / dir zu liebe / sich das kreuz brechen / rückwärts läuft / der film unserer gemeinsamkeit // stürze dich nicht in neue beziehungen / weinst du / daran wirst du zugrunde gehen / mir kommen die tränen“.
Manfred Chobots Gedichte sind lebendig, man spürt das Leben, den Rauch der Havanna, den Süden, den Westen, den Osten und ein bisschen Norden.
Rudolf Kraus
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