Ausgewählte Kritiken - Rezensionen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Manfred Chobot | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Gleich am Anfang des Vorworts beschreiben die Autoren eine Begebenheit. Nachdem sie mitgeteilt haben: „Wir schreiben etwas über den Schriftsteller Ignaz Franz Castelli“, wurden sie gefragt: „Ist es der von der Castelligasse?“, „Ganz genau der“, lautete die Antwort. Anschaulicher könnte man das Buch nicht einleiten. Bei den meisten der dreiundzwanzig erwähnten nach Dichtern benannten Straßen sind die Namen das einzige Mittel gegen das vollkommene Vergessen der einst bekannten Schriftsteller oder Publizisten. Vorausgesetzt – die Bewohner, Anrainer oder Gäste stellen sich die Frage, wer eigentlich der/die Namensgeber/in war. Je unauffälliger diese zu Lebzeiten waren, desto mehr Chancen auf eine lange Existenz bescheren ihnen die blechernen Straßenbezeichnungen. Die berühmtesten und gleichzeitig berüchtigsten waren die, nach denen noch zu ihren Lebzeiten die wichtigsten Straßen und Plätze benannt wurden. International gesehen Spitzenreiter waren dies sicher Adolf Hitler und Jossif Wissarionovitch Stalin. Das Ende dieser Männer ist bekannt und es gibt bis auf einige wenige Ausnahmen kaum Menschen, die ihnen nachtrauern. Die Gliederung des Buches erfolgt, wie bereits erwähnt, in dreiundzwanzig Kapiteln, die den Namen des Protagonisten tragen. Gereiht sind sie alphabetisch, zur besserer Textorientierung ist auch ein chronologischer Inhalt angehängt. Den Autoren ist es gelungen, ein kompaktes, sehr informatives Werk zu verfassen. Beim Lesen der Beiträge aus dem 19. Jahrhundert merkt man erst richtig, wie stark das Kulturleben in Wien, aber auch über die Stadt hinaus, vernetzt war. Um es dem Leser zu ermöglichen, sich bei der Lektüre noch besser orientieren zu können, scheuten die Autoren nicht die Mühe, ein Glossar mit einundsiebzig Kurzbiografien der in den Texten erwähnten Personen anzuhängen. Wie weit sie nach einem Muster (Umfang, Komposition des Textes …) gearbeitet haben, ist schwer zu sagen. Auffallend ist aber, dass die einzelnen Beiträge ungefähr die gleiche Länge aufweisen. Auch die Tatsache, dass jeder von ihnen praktisch die Hälfte der Texte verfasste (nur der Umstand, dass es sich bei den Kapiteln um eine ungerade Zahl handelt, verursachte ein geringfügiges Ungleichgewicht 12/13), spricht für ein Vorlegen bestimmter gemeinsamer Nenner. Interessant ist auch die Aufteilung des Stoffes. Manfred Chobot zeigt seine Stärke im Bereich der Wiener Feuilletonisten, also bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert. Die einzige Ausnahme stellt die Biografie von Alma Johanna Koenig (1887–1942) dar. Beppo Beyerl scheint sich hingegen eher bei den Autorinnen und Autoren der Zeitspanne zwischen der Jahrhundertwende bis zum Einmarsch der Deutschen im Jahre 1938 und damit verbundener Abschaffung der Eigenständigkeit Österreichs daheim zu fühlen. Übrigens – wahrscheinlich wegen des Proporzes – machte auch Beppo Beyerl eine Ausnahme. Er gestaltete das Kapitel über den „Extremwanderer“, den Sachsen Johann Gottfried Seume (1763–1810). Die Kenner von Beyerls Werken werden hier einhaken und behaupten – Proporz hin oder her, die Tatsache, dass es sich um einen „Zugrasten“ handelte, führte dazu, dass er sich dieses Thema nicht entgehen ließ. Auffallend bei den Texten beider Autoren ist die Auflockerung der sonst trockenen biografischen Angaben und Informationen aus dem Boulevard. In keinem Fall aber übernehmen diese die Oberhand. Die Pikanterien sind vorsichtig dosiert und darüber hinaus meistens so gebracht, dass sie zum Schmunzeln verleiten. Dies ist auch eine der Stärken des Buches. Die Annahme, dass es sich um ein lexikalisches Buch handelt, wird nach der Lektüre der ersten Seiten widerlegt. Die Vernetzung der Schicksale der einzelnen Autoren auf dem bekannten geschichtlichen Hintergrund lässt sie oft regelrecht verschmelzen. Und der Leser? Der bekommt immer wieder Lust auf das kommende Kapitel. STRASSEN DES VERGÄNGLICHEN RUHMS ist eines von den seltenen Nachschlagewerken, die man zuerst verschlingt, bevor sie als solche verwendet werden. Milan Raček
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