Ausgewählte Kritiken - Rezensionen  
 
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Rezension „Versuch den Blitz einzufangen" – Gerhard Jaschke
Podium, Nr. 163/164
 
     
   
 
     
 
 
     
  Manfred Chobot  
   
 
  Manfred Chobot        
    Versuch den Blitz einzufangen      
    2011      
    Innsbruck: Limbus      
    192 Seiten      
   

€ 18,90

     
           
               
 
   
     
     
 

Manfred Chobots Roman „Versuch den Blitz einzufangen“ ist, um es kurz zu fassen, ein großer Wurf. Einfach genial. Wer hätte ihm das zugetraut? Nach pointenreichen Gedichten, Hörspielen, Kurzprosatexten – nun das!

Der Musilsche Möglichkeitssinn scheint bis auf das Äußerste strapaziert, auf die Spitze getrieben. Ja, es hätte alles so sein können, aber auch ganz anders. Das spricht für die Erfindungsgabe seines Autors.
Alles Erfindung steht doch gleich zu Beginn, wenngleich die Tagespresse einen Enthüllungsroman, ein Schlüsselwerk!, gern dort ortet, wo nichts außer Phantasie herrscht, des Schreibers größte Gabe – siehe Arno Schmidts erste Seite von „Zettels Traum“!

So war es nicht sonderlich erstaunlich, daß die Gazetten eine wahre Freude an Chobots Cousin Freddy Quinn zeigten. Endlich einmal etwas Handfestes! Fehlt nur noch ein uneheliches Kind Arnold Schwarzeneggers im Chobot-Clan.
Chobot selbst könnte ohneweiteres als eines von Kurt Merz Schwitter`s allerletzten Erzeugnissen durchgehen. Als Jahrgang 47, warum nicht! Nun denn. Was noch nicht ist, kann werden. Chobot hat sichtlich Blut geleckt am breitausladenden Fabulieren, doch hält er sich noch zurück, ist kein breittretender
Schwafler geworden, sonst lägen wohl schon mindestens 600 Seiten Romansuada vor. Nein. Auf knapp zweihundert Seiten bringt er seine phantastische Familiensaga unter. Ein Genuß!

Starke Frauen beherrschen die Szene – und Kinder, die man sogleich ins Herz schließt – Ügl Ü und Mariamaria – und Fragen verstören, geben aber auch Anlaß zu philosophischen Diskursen, etwa einleitend zu Ball und Kugel und abschließend zu Weiß und Grün. Lesen Sie selbst! Es lohnt!

Dem Innsbrucker Limbus Verlag ist zu danken, daß er sich des Chobotschen Romanwerks angenommen hat. Nach „Reise nach Unterkralowitz“ ein „Gegenporträt in drei Generationen“ – intelligent und komisch zugleich. Ein wahrer Lesegenuß!

Gerhard Jaschke

 
 
 
 
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