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Manfred Chobot: Der Tag beginnt in der Nacht – Eine Erzählung in Träumen. Sonderzahl 2011
Die Erzählung in Träumen ist ein erfrischend unkonventioneller Text, der als kleines, aber eigenständiges Werk deshalb Aufmerksamkeit verdient, weil Chobot hier erzählt, wie man angeblich nicht erzählen sollte: In "Der Tag beginnt in der Nacht" prasselt das Geschehen auf den Ich-Erzähler in kurzen, schnell aufeinander folgenden Szenen ein, auf die er nur begrenzt Einfluss zu haben scheint. Passiv wie in einem Traum schlittert er durch das Geschehen, das er in kurzen, in Klammern gesetzten Einschüben kommentiert.
Der Text mäandert im Wortsinn surreal zwischen Realistischem und Unmöglichem, Logik und Unlogik hin und her, wenn etwa auf dem "Dachboden der Realität" von einem Kinobesuch die Rede ist, bei dem das Publikum im Vorführraum in Schwesterntracht einen Pornofilm schaut und der Erzähler anschließend im Heizungskeller des Gebäudes nach dem "Billeteur" sucht, um das Eintrittsgeld zurückzuverlangen. Auch dadurch bekommt die Erzählung etwas Traumhaftes, nicht ganz Realistisches, wie das literarische Schreiben ebenfalls nicht nur mit der Wirklichkeit, sondern auch mit der Fantasie zu tun hat.
Mark Behrens |
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