Ausgewählte Kritiken - Rezensionen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Manfred Chobot | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Es heißt, ein guter Roman beginnt mittendrin. Der Autor steigt sofort ins Geschehen ein, ohne lange herum zu fackeln. Ohne lange zu erklären, warum und wieso der Protagonist in diese oder jene Lage gekommen ist. Manfred Chobot gelingt dieser Einstieg, er geht in medias res und lässt sein Buch mit einer bildhaften Szene beginnen: Ein Erwachsener – der Ich-Erzähler – versucht seinem Sohn Ügl-Ü, einem Kleinkind, den Unterschied zwischen einem Ball und einer Kugel zu erklären. Das Kind will nicht hören, der Vater wird ungeduldig. Kurz darauf dann schon das erste Drama, als Partnerin Maria beim Lebensmitteleinkauf verkündet, schwanger zu sein. „Versuch den Blitz zu fangen“ ist ein Familienroman, der eine Fortsetzung von Chobots Werk „Reise nach Unterkralowitz“ darstellen soll. Bereits 2009 hat der Autor ein prosaisches Familienpanorama geschaffen. Nun greift er das Thema wieder auf. Hervorzuheben an diesem dichten Text sind die kleinen Details, die bereichern: So webt Chobot etwa Namenskunde mit ein: „Alice ist sowohl die französische als auch die englische Kurzform von Elisabeth, aber auch von Alexandra sowie Adelheid. Leitet sich der Name von Tante Alice von Elisabeth her, heißt er auf Hebräisch: „Gott ist mein Eid!“ Wäre jedoch Alexandra ihr Name, ist sie „jene, die Frauen abwehrt“, denn Alexander ist „jener, der Männer abwehrt“. Während Adelheid „strahlend an Geschlecht“ ist, mithin eine schöne Frau. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Was sich der türkische Vater meiner türkischen Tante bei der Namensgebung seiner Tochter überlegt haben mag, ließ sich nicht mehr ermitteln. (S. 35.) Und neben solchen heiteren Erläuterungen beschreibt der Autor etwa auch die Herkunft des Diesels oder schildert den Alltag im Zirkus. Das Buch ist eine Fortsetzung von „Reise nach Unterkralowitz“, lässt sich aber sehr gut als eigenständiges Buch lesen – vorausgesetzt man bringt die Bereitschaft mit, sich in diese Familie hineinzuversetzen. Der häufige Perspektivenwechsel fordert zum Mitdenken auf – was durchaus angenehm ist. Es gibt zahlreiche Rückblenden, Zeit- und Ortswechsel und auch das Tempo variiert. Stellenweise lesen sich Passagen wie Auszüge aus einem Drehbuch.
Emily Walton |
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