Ausgewählte Kritiken / Rezensionen  
 
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Rezension "Römische Elegien" - Barbara Neuwirth  
"morgen", Niederösterreichische Kulturzeitschrift, Oktober 2000
 
 
     
 
 
     
  Manfred Chobot  
     
 
Roemische Elegien
  römische elegien
     
    69 und 6 einstellungen zur liebe“      
    2000: Wien, Verlag Deuticke      
    € 14,40      
           
           
           
               
 
     
     
  "Römische Elegien" in: "morgen", 10/2000, Niederösterreichische Kulturzeitschrift.  
     
  Manfred Chobot: Römische Elegien.
69 und 6 ein/stellungen zur liebe.
Deuticke Verlag, Wien 2000, 95 Seiten, öS 198,-
 
     
 

In der überaus schön gemachten, schlichten Lyrik-Reihe des Deuticke Verlages liegen nun Elegien auf die Liebe vor ? 69 und 6 ein/stellungen zur liebe, wie Manfred Chobot seinen gelungenen Gedichtband untertitelt ? möglicherweise, um sie doch von Goethes gleichnamigem Werk abzugrenzen. Bei jedem neuen Liebeslyrikbuch stellen sich den Leserin doch die Frage. Ist das nötig? Kann ich in diesem Buch noch etwas finden, was die Größen der Weltlyrik noch nicht beschrieben haben? Die Antwort ergibt sich letztlich erst durch die Lektüre. Die Glücksfälle sind dann so wie Chobots Buch: Zwar sind die Bestandteile der Gedichte weitgehend ident mit jenen anderer Liebeslyrikbücher, schließlich läßt sich das Vokabular der Liebe zu Recht teilweise als Code verstehen, doch welche "Einstellung" dem Autor gelingt, das berührt, das unterhält, das läßt innehalten im Lesefluß und einen Augenblick im Geschmack des Verses verweilen. Weil der Vers überrascht. Weil er trifft. Weil man doch was Neues kennenlernt.
Die Themen sind bekannt: Sehnsucht, Treue/Untreue, erotisches Begehren, Sex, Sinnlichkeit, Brüche. Aber Chobot erfüllt sie wahrhaftig. Sein Umgang mit der Liebe und den Worten ist ernsthaft, der Schmerz bleibt subtil. Wegwischen läßt er sich trotzdem nicht. Chobot schreibt über etwas, das selbst im schönsten Moment den Hauch der Vergänglichkeit spüren läßt. Eine große Liebe (und dieser Ausdruck läßt schon abwehren, weil damit so viel Schindluder getrieben wird, dennoch bleibe ich dabei) eine große Liebe wird beschrieben. Weil die Liebe immer groß ist. Das Gefühl, die Leidenschaft drückt Chobot unverschämt aus. Deshalb wohl passiert ihm auch nie, daß aus Codes Formeln werden. Im Anhang der Gedichte findet sich noch ein elaboriertes Nachwort von Jeanne Benay, das Chobots Dichtung umkreist in Raum und Geschichte und ihr darin einen Stellenwert zuweist.

 
 
Barbara Neuwirth
 
     
 
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