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"Maui
fängt die Sonne" von Manfred Chobot, Franz Deuticke Verlagsgesellschaft,
Wien-Frankfurt 2001. 236 Seiten. Gebunden, 29,80 Mark, ISBN 3-216-30574-0.
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Dieses
Buch darf man nicht als rationaler Mensch des postmodernen New-Economy-Zeitalters
lesen, sondern als ein naiver und damit staunender Träumer, dem der
Kosmos aus der Sicht eines Menschen der Traumzeit erklärt wird. Spannend,
unglaublich spannend ist das. Manfred Chobot, der österreichische
Autor, erzählt prähistorische Märchen aus Hawaii nach,
berichtet über Götter, die sich wie Menschen benahmen, sammelte
hawaiianische Mythen vom Werden der Welt. Es ist herrlich zu lesen, wie
etwa plattgedrückte Pflanzen den Himmel gleichsam im Zorn Zentimeter
um Zentimeter weg von der Erde stemmten, damit die Menschen Platz hatten,
sich kriechend zu besuchen. Es ist rührend zu lesen, wie der Halbgott
Maui die Sonne einfing, weil sie so kurz nur am Himmel über Hawaii
stand. Er wollte der Sonne die Beine abschneiden, erzählt Chobot,
damit sie weniger schnell laufen könne. Und es ist tröstlich
zu lesen, daß die Feuer- und Vulkangöttin Pele, die in keinem
Reisebericht über Hawaii fehlt, ein richtiges Krater-Luder war. Weil
es freilich immer und überall Sinn der Mythen ist, den Menschen anhand
von Göttersagen Recht und Unrecht zu erklären, Angst einzujagen,
Tabus zu errichten, Glück zu versprechen, erzählt Chobot nicht
nur Mythen aus Hawaii. Es entwickelt sich daraus vielmehr eine Kultur-
und Sittengeschichte des polynesischen Inselvolkes, das einst aus Tahiti
aufgebrochen war und von dort die allen Götter mitgenommen hatte.
Etwa 400 000 Götter, Halbgötter, gottähnliche Wesen, die
Mensch und Tier sein konnten, sollen einst das hawaiianische Pantheon
bevölkert haben. In sechsundfünfzig Beiträgen widmet sich
Chobot immerhin einigen Dutzend. Schon das ist verwirrend genug, wenn
der Leser unentwegt mit Wesen namens Puu-hele, Puu-o-kali oder Puu-o-inaina
zu tun bekommt.
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