Ausgewählte Kritiken / Rezensionen  
 
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Peter HENISCH  
(zu Manfred Chobots "SPRENG-SÄTZE")
 
 
     
 
 
     
  Manfred Chobot  
     
 
Spreng-Sätze
  Spreng-Sätze.
     
    Satiren und Gegen-Sätze“      
    1987: Wiener Neustadt, Weilburg-      
    Verlag      
    broschiert      
    vergriffen      
           
               
 
     
     
  Nachwort von Peter HENISCH  
 
(zu Manfred Chobots "SPRENG-SÄTZE")
 
     
 

Manfred Chobot ist für mich seit langem ein heißer Geheimtip. Ein Lichtblick in einer sonst reichlich finsteren Literaturlandschaft, eine Spitzenentladung, wo man sie nicht erwartet - mit einem Wort ein Elmsfeuer. Bezeichnend: kaum versuche ich, etwas über ihn zu schreiben, verjagt mir ein Vergleich den anderen. Vielleicht ist er unvergleichlich, der Chobot (etwa unvergleichlich mit Herzmanovsky-Orlando), aber von etwas Klabautermännischem (soviel ich weiß, hat er ehemals Wasserwirtschaft studiert) ist er trotz binnenländischer Herkunft (Wien, am Yppenmarkt, heute ein Teil der Türkei) durchaus umwittert - das merkt man auch in seinen Texten.
Dieses Wort Texte ist übrigens nicht nur ein schreckliches, sondern noch dazu ein unzutreffendes. Auch Kurzprosa paßt nicht. Beides klingt trist. Und trist sind Chobots Arbeiten am allerwenigsten. Obwohl sie zuweilen den Zustand der Welt konstatieren. Ein Unterfangen, bei dem einem schon das Lachen vergehen könnte. Tuts aber nicht. Gottseidank. Satyre als Überlebensmittel. Arbeiten sollte man diese Arbeiten wohl erst recht nicht nennen. Das klingt zu sehr nach Arbeit (auch für den Leser) und zu wenig nach Vergnügen. Was selbstverständlich nicht heißen soll, daß sie nicht tiefgehn. Die Texte. Oder wie immer man diese Kurzprosaarbeiten folglich nennen mag. Sie gehen, würde ich sagen, sogar ganz schön unter die Haut. Manche Sätze kann man, hat man sie einmal gelesen, einfach nicht mehr vergessen. "Ein jeder Klopfgeist besitzt als wichtigstes Requisit seiner Klopfgeistertätigkeit einen Klopfer", ist für mich zum Beispiel so ein Satz.
Sicher, das mag subjektiv sein - jeder finde seine eigenen Sätze. Trotzdem sei mir noch gestattet, auf eine meiner Lieblingsgeschichten (und zwar nicht nur im Rahmen der Chobotschen) hinzuweisen. Es handelt sich um die Tragödie eines unglücklichen Fleischlaberls, das, von seinem Herrn und Meister verlassen, jämmerlich verschmort. 45 1/2 Zeilen, über die ich - und ich schreibe das auf die Gefahr hin, daß man mir vorwirft, ich sei leicht zu unterhalten oder sadistisch - seit 1971 (wie ich mit Erstaunen feststelle, das Entstehungsdatum dieses ewig jungen Werks) immer wieder grinsen muß, oft mit Spätzündung, wie, wenn man Christian Morgenstern Glauben schenkt, manche Leute über manche Witze Palmströms.

 
 
Peter Henisch
 
  (1987)  
     
 
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