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Manfred
Chobot ist für mich seit langem ein heißer Geheimtip. Ein Lichtblick
in einer sonst reichlich finsteren Literaturlandschaft, eine Spitzenentladung,
wo man sie nicht erwartet - mit einem Wort ein Elmsfeuer. Bezeichnend:
kaum versuche ich, etwas über ihn zu schreiben, verjagt mir ein Vergleich
den anderen. Vielleicht ist er unvergleichlich, der Chobot (etwa unvergleichlich
mit Herzmanovsky-Orlando), aber von etwas Klabautermännischem (soviel
ich weiß, hat er ehemals Wasserwirtschaft studiert) ist er trotz
binnenländischer Herkunft (Wien, am Yppenmarkt, heute ein Teil der
Türkei) durchaus umwittert - das merkt man auch in seinen Texten.
Dieses Wort Texte ist übrigens nicht nur ein schreckliches, sondern
noch dazu ein unzutreffendes. Auch Kurzprosa paßt nicht. Beides
klingt trist. Und trist sind Chobots Arbeiten am allerwenigsten. Obwohl
sie zuweilen den Zustand der Welt konstatieren. Ein Unterfangen, bei dem
einem schon das Lachen vergehen könnte. Tuts aber nicht. Gottseidank.
Satyre als Überlebensmittel. Arbeiten sollte man diese Arbeiten wohl
erst recht nicht nennen. Das klingt zu sehr nach Arbeit (auch für
den Leser) und zu wenig nach Vergnügen. Was selbstverständlich
nicht heißen soll, daß sie nicht tiefgehn. Die Texte. Oder
wie immer man diese Kurzprosaarbeiten folglich nennen mag. Sie gehen,
würde ich sagen, sogar ganz schön unter die Haut. Manche Sätze
kann man, hat man sie einmal gelesen, einfach nicht mehr vergessen. "Ein
jeder Klopfgeist besitzt als wichtigstes Requisit seiner Klopfgeistertätigkeit
einen Klopfer", ist für mich zum Beispiel so ein Satz.
Sicher, das mag subjektiv sein - jeder finde seine eigenen Sätze.
Trotzdem sei mir noch gestattet, auf eine meiner Lieblingsgeschichten
(und zwar nicht nur im Rahmen der Chobotschen) hinzuweisen. Es handelt
sich um die Tragödie eines unglücklichen Fleischlaberls, das,
von seinem Herrn und Meister verlassen, jämmerlich verschmort. 45
1/2 Zeilen, über die ich - und ich schreibe das auf die Gefahr hin,
daß man mir vorwirft, ich sei leicht zu unterhalten oder sadistisch
- seit 1971 (wie ich mit Erstaunen feststelle, das Entstehungsdatum dieses
ewig jungen Werks) immer wieder grinsen muß, oft mit Spätzündung,
wie, wenn man Christian Morgenstern Glauben schenkt, manche Leute über
manche Witze Palmströms.
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