|
An Satiren
gibt es Mangel, Überschuß hingegen an Projekten: sie sind Ausschuß-Ware
im Doppelsinne des Wortes. Ausschüsse und Kommissionen beraten, um
dann wissenschaftlich fundierte Ergebnisse vorzulegen. Man "hat"
errechnet, man "hat" festgestellt - "man" vertraut
auf das statische Perfekt, das alles als unabänderlich fixiert. Die
Flut der Reform-Projekte täuscht darüber hinweg, daß nichts
oder wenig geschieht.
Sie verdienten es schon längst auf die satirische Schaufel genommen
zu werden, diese Projekte, hinter denen sich Politiker verschanzen und
die der Rundfunk promulgiert. Die Sicherheit, mit der die Medien die Sprache
verwalten, wird zum Ausgangspunkt der Satire. Chobots Miniaturen gehen
von banalen Beobachtungen aus, von Denkphrasen, mit denen heiter plaudernd
die Radiosprecher uns in die Falle alltäglicher Irrtümer führen.
Chobot hört genau hin, wenn mit Worten Tatsachen verstellt werden.
Er hört, wenn ein neuer Trick als Fairness verkauft wird, wenn von
Sozialpartnerschaft die Rede ist und Ausbeutung gemeint ist. Er konzentriert
sich auf Österreich, im besonderen auf Wien, auf Themen, wie man
sie alltäglich der ("Kronen"-)Zeitung entnehmen kann. Schul-
und Bildungsreform, Wiens urbanistische Probleme, Abfallverwertung, Energiekrise,
Sportfanatismus - abgehandelt in der Sprache, die es zu unterlaufen gilt.
Nicht der aktuelle Anlaß entscheidet, obwohl jedes Thema für
die Gesellschaft der 70er und 80er Jahre Gültigkeit hat. Chobots
kleine Stiche stechen peinigend tiefer als eine höhnende satirische
Wochenschau mit ihren Billigparodien. Die Banalität der Themen macht
bewußt, daß politisches Handeln in der Sphäre des Banalen
beginnen muß. Durchaus vernünftig ist daher Chobots Abstinenz
von weltpolitischen Zusammenhängen: die durchschaut man, wenn man
einmal sich kommunalpolitischen Bagatellen gewidmet hat, viel besser.
Aufgabe der Satire ist es, die Sprachmaske mit einem schnellen Griff jenen
vom Gesicht zu reißen, die mit den Worten Herrschaft ausüben
wollen, jene lächerlich zu machen, die stets vom Sinn reden, um ihre
unsinnige Lebenspraxis zu rechtfertigen. Das beherrscht Chobot; seine
Übertreibungen wirken, sie wirken sanft, ja manches, das als satirische
Vision anklingt, könnte in Bälde Wirklichkeit werden. Bevor
wir in die Sackgasse der Reform-Projekte wandern, die die Medien offerieren,
möge man sich von Chobots Reform-Projekten warnen lassen.
|
|